Geschichte und Gegenwart der Ev. ref. Gemeinde München II

Die junge, 1970 gegründete, reformierte Gemeinde München II feierte am 24.10.1971 ihren ersten Gottesdienst in der Montagekirche und später ab dem 14.12.1975 im neuen Gemeindezentrum in Neuperlach. Das Gemeindegebiet reicht von rechts der Isar mit Wirkungskreis bis nach Niederbayern (Königswiese, Passau). 1992 überschritt die Gemeinde die 1000-Marke an Gemeindegliedern und die Tendenz ist vor allem durch wachsenden Zuzug mit verbessertem Datenaustausch ansteigend. Angesichts der extremen Diasporasituation und der Fluktuation im Ballungsraum München (über 10 % der Gemeindeglieder ziehen jährlich um) ist die Gemeinde auf Sammlung, Gemeinschaft und Pflege der persönlichen Beziehungen angewiesen. Daher wurden vor allem gesellige Veranstaltungen für Jung und Alt durchgeführt. Neben dem Gemeindetag und den alljährlichen Gemeindeausflügen haben der Faschingsball im Februar 1990, der Maitanz im gleichen Jahr, sowie mehrere Theatervorstellungen im Neuperlacher Gemeindezentrum dazu beigetragen, den Zusammenhalt der Gemeinde zu festigen. Auch der Gemeindebrief "Kontakt", der gemeinsame Konfirmandenunterricht mit München I, eine verstärkte Zusammenarbeit in der Jugendarbeit, der gemeinsame Gemeindetag und die seit 1976 abgehaltene Bezirkssynode beider Münchener Gemeinden, neuerdings durch Presbyteriumstreffen ersetzt, sind und bleiben die Grundpfeiler, um gerade in aller Zerstreuung zu einem Gemeinschaftsgefühl zu finden.

Der erste Pfarrer in München II, Lothar Ulrich, schied 1981 aus seinem Amt und wechselte in die Pfalz. Sein Verdienst war unter anderem die Gründung des Neuperlacher Kammerorchesters, der Anfang einer engen Verflechtung der Gemeinde mit den kulturellen Aktivitäten des Stadtteils Neuperlach. Häufig finden nun Konzerte und andere kulturelle Aktivitäten Neuperlachs in den Ge meinderäumen in der Kurt-Eisner-Straße statt.

Dr. Jan Rohls (bisher Herbishofen) führte das Amt weiter, den die Gemeinde zum Jahresanfang gewählt hatte. Er leitete zugleich von 1981 - 1985 das Ev.-ref. Kirchenblatt für Bayern. In die 6 Jahre seiner Amtszeit fiel 1987 der Gemeindetag zum Gedenken an die Pfälzer Auswanderer vor 200 Jahren und im selben Jahr organisierte er eine Studienreise nach Israel. 1988 wechselte Jan Rohls als Professor für systematische Theologie an die Universität München.

Als neuer Pfarrer wurde Norbert Müller, vorher Pastor in Angerstein, am 01. Mai 1988 ordiniert. Während seiner Amtszeit entstanden als neue Gemeindekreise ein Bastelkreis, ein Kindertreff, ein Mutter-Kind-Treff und ein gemischter Kirchenchor, die das Gemeindeleben weiter bereichern. Besonders engagierte er sich im Münchener Ökumenischen Arbeitskreis und gestaltete 1992 zusammen mit Kardinal Wetter und dem lutherischen Landesbischof Hanselmann in der Münchener Ludwigskirche den Festgottesdienst anläßlich der "Gebetswoche zur Einheit der Christen". Im Juni des gleichen Jahres hielt er die Festpredigt in der katholischen Michaelskirche zum "Jahr mit der Bibel".

Seit September 1997 besteht eine eigenständige Jugendgruppe ( ca. 15-20 Jugendliche) unter Leitung der Sozialpädagogin Ivanca Matic, die die Jugendlichen begeistert und motivert hat z. B. für Jugendgottedienste und Freizeiten. Der durchschnittliche Gottesdienstbesuch ist verglichen mit anderen Gemeinden zwar schwach, aber angesichts der besonderen Situation in München doch positiv zu bewerten. Trotz der geringen Zahl von Taufen und Trauungen ist die Gemeinde nicht überaltert. Die mittlere Generation ist stark vertreten und wird gezielt durch den Gesprächskreis angesprochen. Die Gemeindekreise (gemeinsamer Seniorenkreis mit den Lutheranern: 60 Teilnehmer) sind stabil und haben sich schon oft zu aktuellen Themen der Zeit zu Wort gemeldet, wie etwa der Gesprächskreis zur Gentechnologie 1989 in einer Resolution gegen die Embryonenforschung.

Die gemeinsame Jugendarbeit mit München I ist weiterhin erfolgreich. 1992/93 fand sich aus den bisherigen Konfirmanden und deren Freunden eine Jugendgruppe zusammen, die in Neuperlach ihren eigenen Jugendraum aufgebaut hat.

Die Zusammenarbeit mit der Ev.-luth. Kirche, besonders der Lätaregemeinde in Neuperlach, ist seit 1970 gut und sollte gerade im Bereich der gemeinsamen Seniorenarbeit weitergeführt werden. Auch der Dialog mit dem Judentum, der unter anderem durch ein Sabbatessen und den Besuch der Augsburger Synagoge zum Ausdruck gebracht wurde, sollte weiter gepflegt werden.

Als besonders herausragendes Ereignis bleibt der 25. Deutsche Evangelische Kirchentag in Erinnerung, wo München II als gastgebende Gemeinde für die Arbeitsgemeinschaft plattdeutscher Pastoren über 300 Personen zu bewirten hatte. Die plattdeutschen Veranstaltungen, unterstützt durch Posaunenchöre, und nicht zuletzt das überaus gut besuchte Feierabendmahl im Gemeindezentrum fanden von verschiedenen Seiten Zuspruch, führten zu zahlreichen Begegnungen und vereinten Gastgeber und Gäste zu einer feiernden Gemeinde.

Die Filialkirche in Königswiese bei Passau wurde 1984 renoviert, das Gemeindezentrum in Neuperlach ging 1990 von der Gesamtkirche in das Eigentum der Gemeinde über. 1991 fanden dort Renovierungen statt, so daß man sich pünktlich zur Visitation 1992 in neuer Ausstattung präsentieren konnte. Bis Beim 25-jährigen Gemeindejubiläum , zu dem die Bürgermeisterin der Stadt München und Gäste aus allen Ev-ref. Gemeinden gekommen waren, wurde die neue Pfeifenorgel feierlich durch Herrn Prof. Vogel in Betrieb genommen, wodurch auch die musikalischen Aktivitäten von Chor und Kammerorchester gestärkt werden.

Über den Partnerschaftsausschuß baut München II ihren Kontakt und ihre Partnerschaft zur Presbyterian Church in Baltimore aus, mit der bereits ein reger Schriftverkehr und ein Besuch der Jugendleiter/innen geplant ist.

Für die nächsten Jahre sieht die Gemeinde noch weitere Möglichkeiten, den ökumenischen Dialog auszubauen, gerade um dadurch reformiertes Bewußtsein mittels einer stärkeren Einbindung in der Gemeinschaft aller christlichen Kirchen hervorzuheben. Reformierte Gemeindetradition soll also kein abgeschiedenes Dasein fristen, sondern sich im ökumenischen Gespräch bekennen.

Kirche innen

Innenansicht der Kirche