Jahreslosung 2017: „Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch“ Ezechiel 36,26.
Liebe Freundinnen und Freunde unserer Gemeinde!Wieviel Menschen, die herzkrank sind, warten auf ein neues Spender-Herz? Wenn ein Mensch ein neues Herz benötigt geht es um Leben oder Tod. Welche Verzweiflung, aber auch große Hoffnung steckt hinter solcher Erwartung?
Welche Freude, wenn ein neues Herz kommt. Was heute beinahe eine Routineoperation ist, war am 3. Dezember 1967 eine medizinische Sensation - die erste Herztransplantation durch Prof. Christian Barnard in Kapstadt. Noch heute kann aber kein Arzt der Welt einen neuen Geist einpflanzen. Und natürlich spricht Gott hier auch nicht von dem Herzen als lebenswichtigem Organ, sondern als Zentrum des Wesens eines Menschen. Dass das Herz mehr ist als ein Organ, hat die Menschen immer wieder beschäftigt und wir sehen es an einem der eindrücklichsten Märchen des Schwarzwaldes „Das kalte Herz" von Wilhelm Hauff. Peter, ein junger Köhler im Schwarzwald findet sein Leben armselig. Er fühlt sich verachtet und minderwertig. Er verdient kaum Geld mit seiner schweren, dreckigen Arbeit. So lässt er sich schließlich verführen, dem mächtigen, teuflischen Waldgeist "Holländer-Michel" sein Herz zu geben. Stattdessen bekommt er ein steinernes Herz eingepflanzt. Von nun an scheint es in seinem Leben bergauf zu gehen. Er wird reich, heiratet ein schönes junges Mädchen und lässt es sich gutgehen. Nur: es geht ihm nicht gut. Mit seinem steinernen Herzen kann er nämlich nichts mehr fühlen. Man hat ihm eingeredet, das sei auch gut so: Sonst verteilt er doch wieder das Geld, das er verdient, an die Armen! Mitleid kennt er nicht mehr. Selbst seine alte Mutter speist er mit erbärmlich geringen Gaben ab und ärgert sich nachher, ihr überhaupt etwas gegeben zu haben. Liebe kennt er nicht mehr. Aber er stellt mit der Zeit fest: Er kennt auch keine Freude mehr. Früher, da hat er sich an Kleinigkeiten freuen können. An schönen Blumen, dem herrlichen Sonnenuntergang, an einem netten Zusammensein mit freundlichen Menschen. Aus, vorbei. Das kalte, steinerne Herz kennt keine Gefühle, keine Hoffnung. Nur Geldgier und Selbstsucht. Und Zorn und Ärger darüber, dass seine Frau gelegentlich einem Bettler doch etwas gibt. In diesem Zorn erschlägt er seine Frau. Und dann kommt er ins Nachdenken. Mitleid, Reue kann er noch nicht wieder fühlen - aber er merkt: Irgendetwas stimmt nicht in seinem Leben. Peter fehlt der Herzschlag der Freude, der Herzschlag der Liebe und vor allem der Herzschlag der Hoffnung Gottes. Im Märchen schafft es der Kohlen Peter, mit einer List des Glasmännchens sein echtes altes Herz zurückzubekommen. Er wird belohnt: Seine Frau wird wieder lebendig, und er führt von jetzt an ein anständiges Leben, hat sein Auskommen und ein gutes Ansehen. Nicht zu viel Geld, aber auch nicht zu wenig. So ist es im Märchen. Aber im wirklichen Leben? Da gibt es kein Glasmännchen und das alte Herz, so gut es sein mag, genügt dazu auch nicht. Wie gut ist es, dass wir mit der Jahreslosung das Versprechen Gottes haben: es gibt das neue Herz und den neuen Geist. Der Prophet Ezechiel sprach dem Volk Israel im babylonischen Exil dieses Wort Gottes zu, wobei er den Israeliten auch deutlich gemacht hatte, dass ihr Herz fremden Göttern nachhing und ihr Geist sie zu Taten motivierte, die dem Geist Gottes nicht entsprachen und Gott missfielen. Ezechiel bricht mit der Vorstellung, dass Gott an sein Heiligtum gebunden sei. „Gott ist überall; baut die Mauern eurer versteinerten Herzen ab und schafft darin Platz für Gottes allgegenwärtige Liebe. Seid beseelt von dem neuen Geist innerer Erneuerung, der euch eine nie gekannte Freiheit schenkt“, will der Prophet sagen. Das Herz war in der Vorstellung des alten Orients das, was wir heute mit “Kopf & Bauch“ beschreiben würden. Also die Stelle im Körper, wo Denken und Fühlen verankert sind, wovon alle Entscheidungen und Handlungen ausgehen. Zu diesem lebendigen Herzen kommt der Geist Gottes dazu, der dazu befreit, Mensch zu sein und der alle Kleingeistigkeit vertreibt. Und weil wir Christen durch Jesus Christus auch zum Volk Gottes gehören, gilt diese alttestamentliche Verheißung auch uns. Aus eigener Kraft schaffen wir es nicht, aber mit Gottes Hilfe können wir darauf hoffen, barmherzig zu sein.
Ich wünsche uns, dass Gott mit seinem Wort und Geist in unseren Herzen Wohnung nimmt und Gottes Güte sich in unserem Glauben und Leben widerspiegeln wird. Johannes Calvin hat es mal so ausgedrückt. „Wer wirklich von Herzen glaubt, wird auch mit dem Munde bekennen!“
Ich grüße Sie / Euch herzlichst mit allen guten Wünschen, vor allem Gesundheit, Freude am Leben und Gottes Segen!Ihr
gez. Norbert Müller, Pfr.„Allmächtiger Gott, gib, dass dein Wort bei uns nicht ein steinernes Herz und eine eiserne Stirn vorfindet, sondern den gelehrigen Sinn, der sich dir erwartungsvoll öffnet.Lass uns erfahren, dass du unser Vater bist, und stärke uns in dem Vertrauen, dass du uns als deine Kinder angenommen hast.“
Johannes Calvin (1509-1564)