Andacht zur Jahreslosung 2010: „Jesus Christus spricht: “Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich!“ (Joh 14,1)
Liebe Gemeindeglieder und Freunde unserer Gemeinde!

Wenn Sie Ihr Leben oder das Leben allgemein mit einem Bild beschreiben sollten -‚ welches würden Sie nehmen? Ist das Leben wie eine Blumenwiese, die zum Verweilen und zum Ausspannen in der Sonne einlädt? Oder wie ein steiniger Acker: harte Arbeit, die aber auch befriedigen kann? Oder wie eine Wüste: öde und leer, gefährlich, aber auch schön? Oder wie eine Fabrik, weil man dort im vorgegebenen Takt arbeiten und sich mühen muss? Oder wie eine Schule, in der Sie jeden Tag lernen? Oder ist das Leben wie ein endloses Laufen im Hamsterrad? Und was treibt uns eigentlich an: Ängste und Erwartungen, Sehnsucht nach Erfolg und Glück? Manches Bild wird Ihre Zustimmung finden. Manches ist für Sie gewiss völlig falsch. Vielleicht schwanken Sie auch, je nach Lebenssituation und Stimmung, zwischen verschiedenen Bildern. Unsere Jahreslosung ist ein Abschiedswort Jesu an seine Jünger, mit dem er daran erinnert, dass das Leben eine Mitte hat, um die sich alles dreht. Viele Menschen haben bei ihrem Streben die Mitte gar nicht gesucht. Gerade in unserer Gesellschaft denken viele nur an sich und haben Gott und Jesus aus ihrem Denken und Tun verdrängt. Wenn jemand Glaubensfragen stellt, dann ist nicht die Frage entscheidend, wer war Jesus Christus, sondern wer ist Jesus Christus und was bedeuten seine Worte? Die letzten Worte sind so etwas wie ein Vermächtnis. Sie gelten nicht nur für ein Jahr, sondern für das ganze Leben. Abschiedsworte haben ein besonderes Gewicht. Besonders intensiv ist der Abschied, wenn es auf die letzte Reise geht. Die Jünger sind erschrocken, als Jesus sagt, dass er gehen wird. „Das schaffen wir niemals allein! Ohne den Herrn ist alles sinnlos!“, sagen sie. Abschied macht Angst. Loslassen bedeutet Leiden. Die letzten Worte Jesu geben Trost und sind so kostbar wie ein wertvoller Schatz. Jesus macht deutlich, dass die Mitte des Lebens Gott ist und wer zur Mitte des Lebens gelangen will, braucht Glaube und Liebe. Auf dem Weg zu Gott geht Jesus den Jüngern und uns voran. Er bereitet den Weg gewissermaßen vor, so dass wir ihn alle gut gehen können. In seiner letzten Weisung betont er die Liebe für den Umgang im Miteinander: „Dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt. Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“ (Joh. 13,34+3 5). So beginnen die Abschiedsworte Jesu. Sie sind der Kern seines Vermächtnisses. Alles, was wir tun oder uns vornehmen, soll von der Liebe bestimmt sein. Jesus kennt aber auch die Unwägbarkeiten des Lebens und weiss, was das menschliche Herz verunsichern und erschrecken kann. In unserer krisenhaften, von Globalisierung geprägten Zeit ist vieles nicht mehr kalkulierbarr. Arbeit und Wohlstand sind nicht mehr selbstverständliche und sichere Güter. Die Gier des Menschen treibt zu immer grösserer Verschwendung der Ressourcen. Es ist erschreckend, wie mit dem Raubbau an der Natur und der Verteuerung der Lebenssmittel die natürlichen Lebensgrundlagen vieler Kleinbauern in Asien, Arika und Lateinamerika zunichte gemacht werden Katastrophenmeldungen wie z. B. aus Haiti haben uns gezeigt, wie schnell tausende von Menschen ihr Leben verlieren können und wie zerbrechlich die Natur ist. Wir wissen nicht, was auf uns zukommen wird. Aber ich bin gewiss, Gott kennt unsere Zukunft! Unsere Zeit, unsere Vergangenheit, unsere Gegenwart und unsere Zukunft stehen in Gottes Hand! Wie der Psalmbeter aus dem Glauben die Hoffnung gewinnt und spricht: „Ich aber, HERR, hoffe auf dich und spreche: Du bist mein Gott! Meine Zeit steht in deinen Händen.“ (Psalm 31, 15+16a), so will Gott uns durch die Worte Jesu aufrichten und unseren Glauben stärken, dass wir IHM mehr zutrauen als uns selbst. Gott reicht uns durch Jesus seine Hand und will nichts anderes als unser Vertrauen. Jesu Worte: „Glaubt an Gott und glaubt an mich,“ wollen uns sagen: Vertraut auf die Wege, die Gott mit uns gehen will. Wir haben allen Grund zum Vertrauen. Der Wegbereiter ist uns vorausgegangen. Das Vertrauen in Gottes Wege haben unzählige Christen in Vergangenheit und Gegenwart erlebt. Jesus ist auch unser Wegbegleiter.
Ich wünsche Ihnen allen für Ihren weiteren Weg durch das Jahr 2010 alles Gute, vor allem Gesundheit, Frieden, Gottes Segen und die Kraft, den Glauben an Gott und Jesus mit Liebe zu bezeugen!

Herzlichst
Norbert Müller

„Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“
Dietrich Bonhoeffer, 1906-1945